Künstliche Intelligenz und Logistik: Optimismus, Wollen und Können

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„Veränderung für immer? Logistik und künstliche Intelligenz“ – unter dieser Fragestellung haben die Kühne-Stiftung und die Kühne Logistics University am vergangenen Dienstag internationale Experten für den Logistiktag der Kühne-Stiftung versammelt. Aufgrund der Coronakrise fand das Format erstmals als reine Online-Veranstaltung statt. Rund 300 Gäste schalteten sich digital zu und verfolgten verschiedene Impulsvorträge und die Podiumsdiskussion.

Künstliche Intelligenz und Digitalisierung bewegen die Logistikbranche seit Jahrzehnten. Führen diese neuen Technologien zu einem Zustand dauerhafter Veränderung? Oder erweist sich die Logistik aufgrund ihrer Komplexität als ungeeignet für die weitere Übernahme von KI-Tools? Nach der Begrüßung durch Co-Gastgeber Thomas Strothotte, Präsident der KLU, gab Karl Gernandt, Präsident des Verwaltungsrates der Kühne Holding AG, Einblicke in die Bedeutung von KI-Technologien für die Logistikbranche. „Logistik ist prädestiniert dafür, intelligente Tools einzusetzen um damit die Vielzahl von genutzten Systemen zu optimieren und Prozesse effizienter zu gestalten. Die derzeitige Klimabewegung und die Corona-Pandemie sind dabei ein Stück weit Wegbereiter für weitere Veränderungen“, sagt Karl Gernandt.

Künstliche Intelligenz als Innovationsmotor der Logistik

„Wir können Daten jetzt maschinell verstehen, automatisiert nutzen und dadurch auch monetarisieren“, sagt Prof. Dr. Wolfgang Wahlster, Gründungsdirektor und Chief Executive Advisor, Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI). Gerade in der Logistik sei KI kein Hype, sondern eine zweite große Innovationswelle der Digitalisierung. Realzeitplanung, digitale Zwillinge und autonome Logistikflotten sind dabei nur einige KI-Technologien, von denen die Logistik 4.0 profitiert. „Dabei geht es nicht um die Einsparung von Personal, sondern um die sinnvolle Unterstützung in kritischen Situationen. So kann beispielsweise die Verkehrsdichte durch autonome Systeme stark gesteigert werden. Die KI muss dabei von der Gesellschaft akzeptiert werden und dem Menschen dienen“, sagt Wahlster.

Einheitliche Datenstandards notwendig

Häufig thematisiertes Problem für die Einführung von KI: Es fehlt weltweit an verbindlichen Datenstandards. KI kann helfen, dass Chaos verschiedener Daten zu optimieren. Um alle verschiedenen Partner der Logistik wie Transportunternehmen, Kunden oder Lieferanten der Kunden zusammenzubringen, braucht es aber eine einheitliche Datensprache. So würden Investitionen auch für kleinere und mittelständische Unternehmen attraktiv, zeigte Dr. Detlef Trefzger, CEO Kuehne + Nagel Inernational AG, in seinem Impulsvortrag.

Mitarbeiter einbinden

In der abschließenden Podiumsdiskussion diskutierten Dr. Wolfgang Hildesheim (IBM DACH), Stefan Hentschel (Google Germany), Daniel Warner (Uber Freight), Wolfgang Wahlster und Detlef Trefzger weitere Publikumsfragen, moderiert durch Prof. Hanno Friedrich und Prof. André Ludwig der KLU. Einhelliges Fazit: Für die erfolgreiche Einführung von KI sind sowohl die Unternehmenskultur als auch die Einbindung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entscheidend. Digitale Transformation sei immer umfassend und könne nicht als Insellösung gedacht werden – dann könne sie auch beim „Härtefall“ Logistik mit seiner besonders hohen Komplexität und Konnektivität gelingen. „Ein Schritt nach dem anderen“, sagt Wolfgang Wahlster, und nennt als Beispiel autonomes Fahren, das zunächst auf Autobahnen getestet wird, bevor komplexere Verkehrssituationen folgen.

Optimismus, Wollen, Können

Zum Abschluss fasst Karl Gernandt die Beiträge auf drei Schlagworte zusammen: „Optimismus, Wollen, Können.“ Die Logistik weiß, was sie kann. Dadurch kann mit Optimismus an die Herausforderung KI herangegangen werden, die dann aber nur mit Willen zu meistern ist. „In zwei Jahren, beim nächsten Logistiktag, können wir dann hoffentlich schon über die heutigen Fragestellungen milde lächeln“, schließt er.

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