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Beschäftigte im Kampfmodus Leistungsprämien fördern aggressives Verhalten im Job

Mit Prämien versuchen viele Arbeitgeber, Beschäftigte zu höheren Leistungen zu bringen. Das kann funktionieren – führt aber laut einer Studie zu Problemen bei der Zusammenarbeit im Betrieb.
Bürohochhäuser in Frankfurt am Main: Auf Dauer motiviert ein Bonus immer weniger

Bürohochhäuser in Frankfurt am Main: Auf Dauer motiviert ein Bonus immer weniger

Foto: Andreas Arnold/dpa

Mit Prämien versuchen viele Manager ihre Mitarbeiter zu Höchstleistungen zu motivieren. Solche Zahlungen fördern laut einer Studie aber auch aggressives Verhalten im Berufsleben.

Durch solche Vergütungssysteme würden Beschäftigte sich zwar mitunter mehr ins Zeug legen. Doch die Schattenseite sei, dass Beschäftigte mit leistungsorientierter Vergütung gedanklich in einen Kampfmodus gerieten – und sich gegenüber Kollegen und Kolleginnen aggressiver verhielten als Mitarbeitende ohne solche Anreize. Das zeigt die Untersuchung der Kühne Logistics University (KLU), der Universität Hamburg und der BI Norwegian Business School in Oslo.

Jüngere Beschäftigte und Männer neigen eher zu Aggressivität

»Es ist wie bei jedem Gesellschaftsspiel: Die durch den Wettbewerb entstehende Aggressivität lässt sich entweder in mehr Elan und Anstrengung umsetzen, oder man spielt etwas ›dreckiger‹, um sicher zu gewinnen«, sagte KLU-Professor Niels Van Quaquebeke. Vor allem jüngere Beschäftigte und Männer neigten eher zu aggressiverem Verhalten, was wiederum dem Arbeitsklima schade.

»Menschen verlieren auch oft ihre intrinsische Motivation durch zusätzliche äußere Anreize und auf Dauer motiviert ein Bonus immer weniger, sodass die Unternehmen nachlegen müssen«, warnte Van Quaquebeke. Insofern wäre es aus seiner Sicht sinnvoller, Boni nicht einzelnen Beschäftigten, sondern eher ganzen Teams zuzurechnen. »Auch Organisationsboni, die als Teilhabe am Gewinn und damit als Zeichen von Fairness zu verstehen sind, eignen sich besser.«

Generell sollten Manager ihre Zeit nicht damit verbringen, Kontroll- und Belohnungssysteme zu kreieren. »Sie sollten Verbundenheit, Autonomie und Kompetenzerleben ermöglichen – Bedürfnisse, die alle Menschen haben«, sagte Van Quaquebeke. Zudem wies er darauf hin, dass sich derzeit das Blatt von einem Arbeitgeber- zu einem Arbeitnehmermarkt wende und die Unternehmen entsprechend umdenken müssten.

Für ihre Studie haben die Forscher nach eigenen Angaben mehrere Untersuchungen vorgenommen – ein Experiment mit 104 Teilnehmenden sowie zwei Feldstudien mit 96 und 286 Menschen. »Jede der drei Stichproben war sehr divers. Als solches ist es also kein unternehmensspezifischer Effekt, sondern eher sehr robust«, sagte Van Quaquebeke. Zudem sprächen Vorgängerstudien dafür, dass die Effekte auch in nicht untersuchten Unternehmen zu finden seien.

apr/dpa