Jobsharing als Führungskraft? So klappt’s. Alumni Story mit Alida Tiemann

Portrait of Alida Tiemann

Führung in Teilzeit – wie soll das gehen? Diese Frage beantwortet KLU-Absolventin Alida Tiemann (MSc Logistics, Materials, and Supply Chain Management, Klasse 2013) kurz und knapp: zu zweit! Sie hat bei Tchibo das erste Jobsharing-Modell in der Logistik gestartet und führt ihre Abteilung im Duo; als Head of Supply Chain Management B2B. Das hat uns neugierig gemacht.

Alida, wie geht es Dir damit, ein Team zu zweit zu führen?

Alida Tiemann: Das ist eine tolle Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Als Führungsduo kann man viel mehr schaffen als allein und außerdem macht das auch noch Spaß. Ich habe immer einen Sparringspartner für Personal- oder auch strategische Themen. Es gibt zwei Köpfe, zwei Sichtweisen, wir können diskutieren, gemeinsam das Team und die Prozesse entwickeln.

Jetzt hast du schon viel genannt, was leichter ist, wenn man zu zweit führt. Gibt es auch Dinge, die zu zweit schwieriger sind?

Tiemann: Tatsächlich finde ich nichts schwieriger, außer dass man sich vielleicht einmal mehr abstimmen muss. Aber diese Extrazeit ist gering. Ich habe meine Jobsharing-Partnerin vor zehn Jahren schon bei Tchibo im Projektmanagement kennengelernt. Wir vertrauen uns zu 100 Prozent und das ist beim Jobsharing wichtig.

Damit Jobsharing funktioniert, darf man die Führungskräfte also nicht einfach zusammenwürfeln?

Tiemann: Genau. Das muss gut abgestimmt sein, sonst läuft es nicht. Und noch eine Sache ist wichtig: Die Aufgaben müssen klar verteilt sein. Mein Fokus liegt zum Beispiel auf den Kaffeeprozessen und der Fokus meiner Jobsharing-Partnerin auf den Non-Food-Prozessen. Guter Nebeneffekt: Wenn jede ihr eigenes Spielfeld hat, kann sie auch viel allein und damit schnell entscheiden.

Warum teilt ein Unternehmen eine Führungsposition? Was macht das Jobsharing für dich attraktiv?

Tiemann: Durch dieses Modell kann ich beides vereinen, die Startphase als junge Familie und eine anspruchsvolle Aufgabe mit Führungsverantwortung. Mein Sohn war ein Jahr alt, als ich die Position übernommen habe.
Bei Tchibo gibt es schon länger unterschiedliche Jobsharing-Modelle, auch im Führungsbereich. Unseren Nachhaltigkeitsbereich zum Beispiel, der auf Direktionsebene im Jobsharing geführt wird. In der Logistik teilen meine Kollegin und ich uns zum ersten Mal eine Führungsposition im Jobsharing. Als Besonderheit ist diese Stelle mit jeweils 30 Stunden pro Person ausgelegt.

Im Februar warst Du als Tchibo-Botschafterin zurück an der KLU für Career Connect. Bei dem Karriere-Netzwerk-Event hast Du Dein Unternehmen als Arbeitgeber vorgestellt. Du selbst bist schon zehn Jahre Teil des Unternehmens – Wie hat Tchibo es geschafft, Dich so lange zu halten?

Tiemann: Ich habe in zehn Jahren bei Tchibo fünf unterschiedliche Jobs gemacht und bin dabei aufgestiegen. Auch jetzt, als Mutter in Teilzeit, kann ich weiterhin ein Team führen. Auch wenn man in dieser Phase mal ausfällt, weil das Kind krank ist.

Ich fühle mich wohl hier und habe inzwischen viele Freunde im Unternehmen. Wir arbeiten hier nicht nur zusammen, es gibt viele Angebote: eine leckere Kantine, ein Fitnessstudio mit Pool, gemeinsame Aktionen wie Müllsammeln in der Initiative „Hamburg räumt auf“, Laufveranstaltungen oder ehrenamtliches Engagement für die Hamburger Sprachbrücke für die Integration von Zugewanderten.

Auch auf die Logistik bezogen ist Tchibo vielfältig. Vieles von dem, was wir an der KLU in der Theorie gelernt haben, kann man hier in der Praxis anwenden. Wir haben B2B- und B2C-Logistik, europaweit 900 eigene Filialen, 24.000 Outlets, Onlineshops in acht europäischen Ländern. Wir haben jede Woche eine neue Produktwelt in unseren Filialen und Depots und nehmen natürlich auch jede Woche Retouren mit. Wir verkaufen über alle Produktkategorien von klein bis groß – Socken, Fahrräder und auch mal eine Insel. Und natürlich Kaffee. Jedes Mal gibt es Neues für Transport, Lager und alle anderen Prozesse zu beachten.

Du gehörst zu den ersten Alumni der KLU. Was hat Dich damals überzeugt, Logistik zu studieren?

Tiemann: Nach dem Abi habe ich mich u. a. als Speditionskauffrau beworben. Ich wurde zum Interview eingeladen und ging über den Hof der Spedition. Was soll ich sagen? Es war Liebe auf den ersten Blick. Ich stand da und sah die LKW an die Tore heranfahren und dahinter das große Lager. Ich dachte „wow!“ und fand das total cool. Bis heute. So kam ich zur Logistik. Nach einigen Zwischenstationen folgte das Masterstudium an der KLU.

Was ist Deine Botschaft für Menschen, die über eine Karriere in der Logistik nachdenken?

Tiemann: Auf jeden Fall machen! Das ist eine Branche mit Zukunft. Ohne Logistik geht gar nichts, sie spielt eine zentrale Rolle. Ob nun allgemein in der Wirtschaft oder in jedem Unternehmen. Außerdem wird es nie langweilig. Man kann in den Operations arbeiten, im Transport, im Lagermanagement (englische Fassung: warehouse). Man kann in der Projektabteilung Projekte leiten, Ideen umsetzen, die man danach anfassen und sich anschauen kann. Oder man geht in eine Steuerungsfunktion, wie ich im Supply-Chain-Management.

Vielen Dank, liebe Alida!

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