KLU Talks Business … mit Markus Lehner, Encory

Die Ressourcen schwinden, die Umweltbelastung nimmt zu, der Klimawandel wird immer bedrohlicher. Wie kann unter diesen Umständen die Zukunft unserer Wirtschaft aussehen? Das Unternehmen Encory hat eine mögliche Antwort gefunden: Kreislaufwirtschaft und Rückwärtslogistik - also vereinfacht gesagt, Waren dabei zu helfen, den Weg von den Verbraucher*innen zurück zum Hersteller und erneut in den Wirtschaftskreislauf zu finden. Das Joint Venture von BMW und Interzero berät rund um diese Themen und baut für seine Kund*innen auch komplette Rückwärtslogistik-Lösungen auf und betreut diese. Wir haben mit dem Head of Project Management, Markus Lehner, gesprochen.

Was fasziniert Sie am Thema Rückwärtslogistik und Kreislaufwirtschaft? Wo stehen diese Themen aktuell?

Markus Lehner: Mich fasziniert, dass es sich hierbei um sehr umfangreiche und komplexe Prozesse handelt, die abgebildet werden müssen und, dass das Thema nur durch eine vollumfängliche Digitalisierung der Prozesse funktioniert. Des Weiteren spielen Daten und deren gewinnbringende Nutzung eine zentrale Rolle. Diese Zukunftsthemen sind meiner Meinung nach sehr spannend, darum bin ich ihnen treu geblieben.

Wenn ich heute auf die letzten fünf bis sechs Jahre zurückblicke, hieß es damals noch oft: Ja, hab‘ ich mal von gehört. Aber der Wille zur Umsetzung war oft nicht da. Jetzt hat sich das Mindset verändert. Es gibt Unternehmen, für die das nicht nur eine nette Idee ist, sondern die die Zeichen der Zeit erkannt haben und die sagen: Wir müssen jetzt investieren und handeln. Gleichzeitig geht die globale Circular Economy Quote gerade eher nach unten, weil wir immer mehr produzieren aber nicht im selben Maße die Kreislaufwirtschaft aufbauen. Das ist eine tragische Entwicklung und daher gibt es auch noch viel zu tun in den nächsten Jahren. Anfangs muss jedes Unternehmen dafür natürlich Investitionen tätigen, um eine vollumfänglich digitalisierte Rückwärtslogistik initial aufzubauen, aber dann kann man damit Kosten und CO2 einsparen und Ressourcen schonen.

Welchen Schwerpunkt verfolgt Encory und was sind Ihre Projekte?

Lehner: Encory ist ein Generalunternehmer. Wir helfen anderen Firmen dabei, eine Kreislaufwirtschaft bzw. die dazugehörende Rückwärtslogistik aufzubauen. Falls gewünscht, betreiben wir auch das Rückwärtslogistik-System, also verschiedene Logistikstandorte und Spediteure und steuern alles als operativ als Bindeglied zu unseren Kund*innen. Wir digitalisieren das gesamte Rückwärtslogistik-System für unsere Kund*innen und optimieren es anhand von erfassten Daten. Das ist unsere Kernleistung. Darüber hinaus beraten wir aber auch zu den Themen Kreislaufwirtschaft und Remanufacturing und handeln mit Obsoletwaren, also Überproduktion, die nicht verschrottet werden soll.

Ich selbst arbeite im Projektmanagement, indem auch das Data-Solutions Team integriert ist. Ein beispielhaftes, aktuelles Projekt ist das CE:VersA Projekt gemeinsam mit der KLU und Circularity e.V.

Zusammen mit der KLU und Circularity e.V. planen Sie im Projekt CE:VersA eine europaweite und firmenübergreifende Rückwärtslogistikplattform in der Automobilbranche zu starten. Wo liegen die Herausforderungen und Chancen und was sind die nächsten Schritte

Lehner: Wir möchten hier den Rückwärtskreislauf, den wir bisher für einzelne Firmen aufbauen und betreiben, im Sinne einer „Shared Economy“ für verschiedene Automobilhersteller (OEMs) gemeinsam aufbauen. Angefangen bei der Abholung der KFZ-Teile beim Händler über ein Rückwärtslogistikzentrum (Lager- & Sortagestandort) bis zum Versand an den Wiederaufbereiter sind die Prozesse bei den verschiedenen OEMs durchaus ähnlich. Sprich, eine Bündelung der Aktivitäten OEM übergreifend macht hier absolut Sinn. Das würde die Kosten und den CO2-Ausstoß nochmal deutlich reduzieren. Wir freuen uns über die KLU und Circularity e.V. als Partner in diesem Projekt, die uns mit ihrer Erfahrung und Expertise unterstützen unsere Circular Economy Lösungen durch Shared Economy Ansätze zu stärken.

Aktuell bereiten wir einen Workshop vor, der am 26. September 2023 an der KLU in Hamburg stattfinden soll. Hier wollen wir alle an einen Tisch bringen, die von der Idee begeistert sind und gemeinsam mit uns die nächsten Schritte planen wollen.

In drei Worten: Wie würden Sie die KLU bezeichnen?

Logistik, Leadership, Familiär.